“Das Jenseits von Afrika” – Sonntagsmatinee mit Christoph Gödan

Seine Bilder sind eindringlich und von einer besonderen Ästhetik. Christoph Gödan zeigt nicht nur das Elend des afrikanischen Kontinents, das wolle in dieser Häufung niemand sehen. Stattdessen lässt er sich von den Situationen vor Ort einnehmen. „Es gibt Situationen, da wird die Fotografie oftmals zur Nebensache“, gibt er zu. Alle Aufmerksamkeit gelte dann nur noch den Geschichten, die er miterlebt. Im Gespräch mit Lena Nzume berichtete der Osnabrücker Fotograf in der gestrigen Sonntagsmatinee in der Buchhandlung Isensee von seinen fotografischen Projekten in Afrika. Die Besucher lauschten gespannt als der Fotograf zum Beispiel von seiner Begegnung mit um eine Wasserstelle kämpfenden Pavianen und Wildschweinen erzählte. Was witzig und schräg klingt, spitzt jedoch auf besondere Weise zu, was den afrikanischen Kontinent bewegt – wie eben das Thema Wasserknappheit.

Zwei Monate lang war er in Tansania und den Townships der südafrikanischen Metropole Durban unterwegs. Dort portraitierte Gödan Frauen, die ihre Töchter und Söhne an Aids verloren haben und nun ganz allein die Erziehung ihrer Enkel übernehmen. Eine ganze Generation sei an der Immunerkrankung gestorben, wirft Moderatorin Nzume ein. Gödan nickt. Diese Tatsache sowie die mangelhafte Berichterstattung über die Ursachen und Folgen der Erkrankung sah er als Anreiz für sein Foto-Projekt. In seinem Buch „Die Großen Mütter: Leben mit Aids in Afrika“ erzählt er mit seinen Portraitfotografien die Geschichten der unmittelbar betroffenen Personen. Aber es nur bei Bildern zu belassen, das genüge nicht. „Fotografien erzählen erst einmal nur etwas über denjenigen, der sie gemacht hat“, verortet der Fotograf selbst seine Arbeit. Tiefergehende Textreportagen seien überaus wichtig, um die Bilder thematisch greifen zu können – die Portraits werden deshalb von Interviews begleitet.

Bei dieser letzten unserer drei Sonntagsmatineen ging es nicht nur um die Fotografie, sondern auch um die Zustände auf dem Kontinent und seine Perspektiven. Gödan zeigte sich besonders beeindruckt von den kulturellen Unterschieden, die er unterwegs immer wieder wahrgenommen hatte. Er ist Menschen begegnet, die unter sehr schlechten Bedingungen lebten „und trotzdem strahlten sie eine Zufriedenheit aus, die wir Europäer wohl verlernt haben“, findet er. Diese Zuversicht will er auch in seinen Arbeiten transportieren. Und sie kommt an, zum Beispiel wenn er für Hilfsorganisationen arbeitet und seine Botschaften auf diesem Wege in die Welt getragen werden.

Diese dritte Sonntagsmatinee hat gezeigt, dass Fotografie über die Grenzen des Künstlerischen hinweg für Aufmerksamkeit sorgen und auch politische Themen ins Blickfeld rücken kann. Sie war ein gelungener Abschluss einer sehr vielseitigen und interessanten Veranstaltungsreihe.

Fotos: Christoph Gödan & Mediavanti

Gastautor:in

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