Professor Rainer Stamm ist seit dem 1. Mai 2010 Direktor des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte. Wir haben mit dem Kunsthistoriker über die World Press Photo-Ausstellung gesprochen, bevor sie in zwei Wochen schon zum dritten Mal in „seinem“ Schloss zu sehen sein wird.
Herr Professor Stamm, was war Ihr erster Gedanke, als man Ihnen von der Idee erzählte, die World Press Photo-Ausstellung in „Ihr“ Schloss zu holen?
Ich war sofort dafür und habe nicht nachdenken müssen, weil ich diese Ausstellung bereits aus meiner Jugend kenne. Wenn ich nach einem Haken suchen müsste, wäre es folgender: Ich habe mich ein bisschen geärgert, dass ich nicht selbst auf diese Idee gekommen bin.
Die Ausstellung findet in Oldenburg sehr großen Anklang, und zwar nicht nur unter klassischen Museumsgängern. Wie erklären Sie sich das?
Ich glaube, es liegt daran, dass diese Ausstellung etwas zeigt, bei dem jeder mitreden kann. In der Bildenden Kunst denken sich viele Besucherinnen und Besucher oft, dass sie keinen Bezug zu den ausgestellten Werken haben oder sie als Laien nicht verstehen können. Bei der World Press Photo-Ausstellung haben wir es zwar auch mit Ästhetik und künstlerisch geschaffenen Werken zu tun, aber die dort verarbeiteten Themen betreffen uns alle. Wir kennen sie, weil wir Zeitung lesen oder online Nachrichten verfolgen. Die Fotos stammen absolut aus unserer Gegenwart und davon fühlen sich alle im positiven Sinne betroffen.
Mehr dazu lest ihr auch im Ping-Pong-Interview mit Ausstellungsinitiator Claus Spitzer-Ewersmann.
Kommen die Besucher der World Press Photo denn auch zu anderen Ausstellungen zurück ins Schloss?
Ich bin häufig auch während der Ausstellung hier im Haus und sehe, dass viele zum ersten Mal hier sind. Ich glaube aber, dass viele dann auch erst ein Jahr später zur nächsten World Press Photo wiederkommen. Es ist einfach ein anderes Publikum. Wir kennen das Phänomen etwas aus der Nacht der Museen. Auch da ist es so, dass ganz andere Besuchergruppen im Haus sind und unsere Räume entdecken, sich aber nicht automatisch in permanente Besucher verwandeln, sondern erst ein Jahr später zur nächsten Nacht der Museen wiederkommen.
Worauf freuen Sie persönlich sich im Hinblick auf die kommende World Press Photo am meisten?
Am meisten freue ich mich auf die Stimmung im Schloss. Es ist ein komplexes, verwinkeltes Gebäude, und mit seinen vier Etagen und mehreren Treppenhäusern ist es manchmal auch ein recht leeres Haus – unabhängig von den Besucherzahlen, weil sich die Besucher im positiven Sinne in den unterschiedlichen Abteilungen „verlaufen“. Natürlich bedeutet die Ausstellungszeit auch viel Arbeit, aber unsere Aufsichts- und Kassenkräfte strahlen und sind stolz, in dieser Zeit quasi „der Hotspot“ hier in Oldenburg zu sein. Ein schönes Zeichen ist immer, dass währenddessen das ganze Schloss mit Fahrrädern umstellt ist. Man sieht förmlich, dass es in dieser Zeit ein besonderer Anziehungsort ist.
Im zweiten Teil unseres Interviews spricht Museumsdirektor Professor Rainer Stamm über seine Meinung zum Siegerbild und gibt einen Ausblick auf die Zukunft der Ausstellung.