Inside Y-Kollektiv

Reportagen für Digital Natives

Im Rahmen der World Press Photo-Ausstellung berichtet Dennis Leiffels, Initiator des Y-Kollektivs, am 27. Februar 2018 im Edith-Russ-Haus über die Idee hinter dem Projekt: “Wir mögen subjektive, menschliche Geschichten über die großen Themen unserer Zeit. Die eigene Perspektive ist ganz wichtig”, betont der Journalist aus Bremen.

Jeden Donnerstag zeigen die Reporter vom Y-Kollektiv uns die Welt. Genauer: Ihren ganz persönlichen Blick auf Themen abseits des Mainstream. Seit Sommer 2016 sammelt und produziert der Zusammenschluss junger, renommierter und hoch engagierter Journalisten Geschichten aus vielfältigen Lebensbereichen und allen Ecken der Welt. Neben einer Doku zur Brexit-Abstimmung in England und Reportagen über den türkischen Putschversuch, finden sich auch Filme über Tierschutz, Frauenrechte, Studentenverbindungen, Drogen und Extremismus auf den Social-Media-Kanälen des Kollektivs – anspruchsvoll, investigativ, mit Haltung und oft außerhalb der Komfortzone. Wir haben uns gefragt: Was hat man als Y-Kollektivler eigentlich bei einem Dreh so dabei? Dennis Leiffels und seine Kollegin Julia Rehkopf haben uns diese Frage beantwortet.

What’s in my bag. Oder: Ich packe meinen Koffer und nehme mit…

Ein Blick in Leiffels’ Rucksack: Das Equipment ist sehr minimalistisch (Bild: Dennis Leiffels)

Eine handliche Kamera, Kopfhörer, Zettel und Stift und vor allem: bequeme Schuhe. Während seiner Reportagen ist Dennis ständig auf Achse und begleitet seine Protagonisten überall hin, alles muss schnell verstaut sein. Deshalb ist das gesamte Equipment der Y-Kollektiv-Reporter minimalistisch – große Schulterkameras und Tonangeln nutzen sie nicht. „Auch immer dabei: eine Handvoll Ersatzakkus für meine Canon“, erklärt Dennis. Logisch, denn der Saft sollte nicht ausgehen.

Bei Julia immer griffbereit: das Smartphone, am besten direkt angeschlossen an eine Powerbank. Block und Stifte gehören bei der Berliner Journalistin ebenso mit in die Tasche, dazu noch die Ohrstöpsel und ein paar Sticker vom Y-Kollektiv – und schon ist fertig gepackt. Meistens ist ein weiterer Kameramann mit dabei, „aber wenn es brennt, drehen wir auch mal selbst“, fährt die Journalistin fort. „Normalerweise halten wir die eigene Nase aber nur bei Selfie-Aufsagern in die Smartphone-Kamera“, erklärt mir Julia.

Doku-Empfehlungen von Julia und Dennis

Julia, welche deiner eigenen Reportagen magst du selbst am meisten?

Oh, da wäre meine Doku über illegale Rave-Partys! Die Herausforderung: eine Nacht, ein Film, drei Open-Airs in Köln. Solche Partys gibt es im Sommer jedes Wochenende. Aber es ist schwer, eingeladen zu werden, außerdem sind sie oft abgelegen und deshalb schwer zu finden. Nach dem Film haben viele Zuschauer in den Kommentaren vermutet, dass ich, wie viele auf den Partys, Drogen geschmissen habe. Aber: Ich war noch nie so nüchtern auf einer Party!

Dennis, unter deinen eigenen Reportagen – welche findest du am relevantesten?

Klare Sache: Definitiv meine Doku über eine Rettungsmission auf dem Mittelmeer. Ich habe zwölf Tage auf der SOS Mediteranee verbracht und die Crew begleitet. Veröffentlicht habe ich den Film im August 2016 – zu dem Zeitpunkt waren seit Jahresbeginn bereits fast 3000 Geflüchtete auf der gefährlichen Reise ums Leben gekommen. Das Mittelmeer ist ein unsichtbarer Friedhof. Ein Massengrab, das Menschen verschluckt.

Zusammen mit Co-Geschäftsführer und Filmemacher Christian Tipke kommt Dennis Leiffels am 27. Februar 2018 um 19 Uhr ins Edith-Russ-Haus für Medienkunst. Dort werden Sie von den Herausforderungen und ihrer Arbeit berichten, Doku-Beispiele im Gepäck haben und uns erzählen, warum Transparenz, Aufrichtigkeit und ganz besonders Subjektivität die wichtigsten Zutaten für gelungene Reportagen für Digital Natives sind. Der Eintritt ist frei.

 

Fotos: Dennis Leiffels