
Hätte, könnte, sollte, würde. Die Jury der World Press Photo-Stiftung hat sich vor rund einem Jahr dafür entschieden, „An Assassination in Turkey“ mit dem World Press Photo of the Year Award zu küren. Dass das Foto des Jahres polarisiert, ist nichts Neues. Doch dieses Bild – aufgenommen direkt nach einem Mord, den Attentäter in Siegerpose über seinem Opfer erhoben – wirft diese Fragen, die seit Jahren gestellt werden, mit einer Wucht auf, die uns innehalten ließ.
Ist es eine Zumutung für unsere Besucher? Gar eine Verhöhnung der Opfer? Oder dokumentiert der Fotograf lediglich die Welt – hart, aber ehrlich? Ganz ehrlich: Diese Fragen kann man nicht beantworten. Subjektivität spielt auch in der Berichterstattung eine große Rolle. Aber man muss sich sie stellen. Das tun wir, heute Abend, gemeinsam mit Christian Firmbach, Lars Reckermann und Prof. Dr. Rainer Stamm.
Es gibt gute Gründe für die Vergabe, genauso viele dagegen. Wir haben einige Meinungen zusammengetragen, als Einstimmung auf heute Abend:
Wieso müssen wir zu den Protagonisten unserer Zeit die Mörder machen? Wieso nicht jene, die noch zivil aufstehen und aufbegehren? Und was wohl hat den größeren Nachbrennfaktor im Auge, dann in Hirn und Herz des Betrachters? Das Bild eines kurz darauf erschossenen Attentäters? Oder das Bild einer aufrechten Frau, die nicht meint, nur Blut mache diese Welt besser. Und die hoffentlich ein Ansporn ist, den Verhältnissen in dieser Welt so zu widerstehen, dass am Ende Leben ist.
It was a very very difficult decision, but in the end we felt that the picture of the Year was an explosive image that really spoke to the hatred of our times. Every time it came on the screen you almost had to move back because it’s such an explosive image and we really felt that it epitomizes the definition of what the World Press Photo of the Year is and means.
Die Aufgabe eines Journalisten besteht für mich darin, den Menschen mit dem nötigen Taktgefühl Dinge vor Augen zu führen, von denen sie wissen sollten. Das erfordert ein gewisses Maß an Mut. Ja, ich hätte in dieser Situation mein Leben verlieren können. Aber es wäre nicht umsonst gewesen.
Ozbilici’s is an impactful photograph, no doubt. Yet, while I was all for awarding it the spot news prize that it also won, I was strongly opposed to it becoming photo of the year. I narrowly lost the argument. I voted against. Sorry, Burhan. It’s a photograph of a murder, the killer and the slain, both seen in the same picture, and morally as problematic to publish as a terrorist beheading. […]
Burhan Ozbilici […] did his job heroically that evening in Ankara. That’s not in question. But what is controversial is that an image depicting a premeditated murder, staged at a press conference to maximise publicity, is World Press Photo of the Year.