Wenn Bilder lügen

Mit den Lie Detectors auf der Suche nach Fake Fotos und Desinformation

Der Papst in der coolen Daunenjacke? Donald Trump als Teilnehmer einer Sitzblockade kurz vor der Festnahme durch die Polizei? Das sind doch garantiert Fälschungen! Ja, sind es tatsächlich. Aber nicht alle Fakes sind so leicht zu erkennen wie diese. Warum Bildmanipulationen im Zeitalter von KI immer gefährlicher werden, erklären die Mitglieder der „Lie Detectors“, einer Gruppe von Journalist:innen, die im Februar erstmals in Oldenburg zu Gast sind.

Falschmeldungen werde es heute „sehr leicht“ gemacht, viral zugehen, sagt Juliane von Reppert-Bismarck. „Soziale Netzwerke sind eine ideale Plattform für die schnelle Verbreitung von falscher und einseitiger Information“, fügt die Gründerin der Lie Detectors hinzu. Von Repport-Bismarck, die u.a. die EU bei der Bekämpfung von Desinformation und Radikalisierung, berät, hat die Initiative 2017 in Brüssel gegründet. Heute zählen sie mehrere Hundert Mitglieder. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Schüler:innen die nötigen Kompetenzen beizubringen, um Nachrichtenmedien und die sozialen Medien besser verstehen, Desinformation erkennen und informierte Entscheidungen treffen zu können. Auch Lehrkräfte werden für die Risiken der digitalen Medien sensibilisiert, ihr Interesse an Unterrichtsmodulen zur Vermittlung von Nachrichtenkompetenz wird gefördert.

Unabhängig davon, ob es sich um Texte, Statistiken oder auch Fotos handelt: In allen Genres werden uns allen beinahe täglich virtuelle Lügen präsentiert. Und die Möglichkeiten, die Künstliche Intelligenzen bieten, machen die Sache auch nicht leichter. „Aber wir können KI auch für den Faktencheck nutzen“, betont von Reppert-Bismarck. KI-Tools könnten darüber hinaus auch bei der Identifizierung von Falschmeldungen helfen, indem sie etwa Muster in großen Datenmengen erkennen. 

Preis wieder aberkannt

Auch die World Press Photo Foundation hat bereits Erfahrungen mit Fälschungen sammeln müssen. Dem Italiener Giovanni Troilo war 2013 der Preis für einen einen Beitrag über den Niedergang der belgischen Stadt Charleroi zuerkannt worden. Allerdings stellte sich heraus, dass eines der Fotos, das einen Maler mit Aktmodels zeigte, in Molenbeek bei Brüssel entstanden war. Ein klarer Regelverstoß. Troilo wurde die Auszeichnung sofort wieder aberkannt. Heute wird jede Aufnahme, die auch nur in die Nähe eines Sieges kommt, vor der Veröffentlichung von Fotoforensikern auf ihre Echtheit überprüft? Nachträglich bearbeitete oder gar manipulierte Aufnahmen sollen so rechtzeitig gefunden und ausgeschlossen werden.

Jonas Bendiksen

Wie schwierig es dennoch sein kann Fälschungen zu erkennen, machte Jonas Bendiksen deutlich. Der norwegische Fotograf veröffentlichte 2021 eine Serie über die nordmazedonische Kleinstadt Veles, die komplett auf synthetischer Bildproduktion beruhte. „Ich wollte sehen, wie einfach es ist, die neuen Technologien zu benutzen. Als ich die Software heruntergeladen habe, wusste ich sofort, dass das gefährlich und beängstigend ist, erklärte Bendiksen zu seiner Motivation. Dass es sich nicht, wie selbst von renommierten Bildredakteur:innen, Kurator:innen und Fotograf:innen vermutet, um seriösen Fotojournalismus handelte, sei niemandem aufgefallen – bis der Norweger selbst alles klarstellte.

Die Jury des World-Press-Photo-Wettbewerbs zeigte sich stark beeindruckt von Bendiksens Arbeit. „Der Fotograf zeigt auf intelligente Weise, was es bedeutet, in einem Zeitalter der Desinformation zu leben“, hieß es. Bemerkenswert sei insbesondere, dass es sehr deutlich darauf hinweise, „wie anfällig wir für falsche Einflüsse in einer sich verändernden Branche sind“.

Christian Modla

Lie Detectors in Oldenburg

Dass die Lie Detectors nach Oldenburg kommen, passt perfekt zur Philosophie von World Press Photo. „Wir freuen uns sehr über diese auch für uns neue Form einer Kooperation, denn gerade Pressefotografie lebt von Echtheit und Authentizität“, sagt Ausstellungsinitiator Claus Spitzer-Ewersmann.

Das Gastspiel wird aus drei Modulen bestehen. Zum einen wird es am Mittwoch, dem 19. Februar 2025, einen zwei Unterrichtsstunden dauernden Workshop in einer Schulklasse geben. Schon am Tag zuvor steht eine Veranstaltung am Kompetenzzentrum für regionale Lehrkräftefortbildung der Universität Oldenburg und ein öffentlich zugänglicher Vortrag im EWE Forum | Alte Fleiwa auf dem Programm (Beginn um 19 Uhr). Aufgrund einer großzügigen finanziellen Unterstützung durch die EWE AG ist der Besuch der Veranstaltungen kostenlos.

Betont werden sollte noch, dass Lie Detectors kein Interesse daran hat, jungen Menschen zu sagen, was sie denken sollen. Sie sollen aber ermutigt werden, anhand zuverlässiger Informationen eigene Entscheidungen zu treffen und bewusst auf einseitige Berichterstattung und Meinungsmache zu achten.