World Press Photo Interactive of the Year
„Reconstructing Seven Days of Protests in Minneapolis After George Floyd’s Death“
Am 25. Mai 2020 wurde der Afroamerikaner George Floyd von einem weißen Polizisten auf offener Straße ermordet. Dieser kniete mehr als neun Minuten auf Floyds Hals. Eine Welle des Entsetzens und Floyds letzte Worte „I can’t breathe!“ gingen um die Welt, gefolgt von monatelangen Protesten für die Rechte der People of Color in den USA. Die Produktion von Holly Bailey (The Washington Post), Matt Daniels und Amelia Wattenberger (The Pudding) zeigt einen interaktiven Stadtplan von Minneapolis. Darin eingebettet sind 149 unbearbeitete Videoaufnahmen, die die Proteste der ersten sieben Tage nach Floyds Ermordung rekonstruieren.
Bei ähnlich großen Ereignissen aus der Vergangenheit gab es diese Fülle an Material nicht. Wir wollten das Geschehen greifbar machen und den Betrachtenden ein Gefühl dafür geben, wie es war, Teil dieser Proteste zu sein.
Amelia Wattenberger, Mitproduzentin
Interactive, 2. Platz
„Ukraine: Grey Zone“
Die dreiteilige interaktive Story von Benas Gerdžiūnas und dem Lithuanian Radio and Television (LRT) thematisiert die Grenzkonflikte zwischen Russland und der Ukraine. Betroffene berichten aus dem Grenzgebiet der „Grey Zone“, einem Landstrich voller kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen den Ländern. Die drei Kapitel „Those who live“, „Those who fight“ and „Those who fought” machen das Leben der Menschen anhand einer Kombination von Audio- und Fotoaufnahmen erlebbar und beleuchten beide Seiten des bereits seit sieben Jahren anhaltenden Konflikts.
Die absurde Routine, die vorhersehbaren Kämpfe können meiner Meinung nach am besten in einem interaktiven Format erzählt werden. Es zieht die Betrachtenden schon durch die Geräusche in seinen Bann. Die Tonaufnahmen habe ich selbst gemacht – zum Beispiel während Geschosse durch die Luft flogen.
Benas Gerdžiūnas, Produzent
Interactive, 3. Platz
„Birth In The 21st Century“
Ein besonderes Programm, entwickelt von Hebammen in Spanien, wendet sich auf sehr sensible Weise an werdende Mütter. In der interaktiven Dokumentation der Produktionsfirma Barret Cooperativa aus Valencia werden fünf schwangere Frauen begleitet – bis hin zur Geburt selbst. Der Blick in den Kreissaal erfolgt besonders respektvoll gegenüber den Frauen, ihren Körpern, ihren Babys und ihren Rechten. Partizipative Elemente, wie ein interaktiver Geburtsplan, machen „Birth In The 21st Century“ zu einem lehrreichen Storytelling-Format, das wertvolle Einblicke in die moderne Geburtspraxis gewährt.
Das Krankenhaus in La Plana ist bekannt für den respektvollen Umgang mit Gebärenden. Die Hebammen, mit denen wir für dieses Projekt gearbeitet haben, haben ein Konzept entwickelt, das die Autonomie der Frauen, minimale Intervention und den sogenannten ‚Informed Consent‘ in den Vordergrund allen Handelns stellt.
Àlex Badia, Mitglied von Barrett Cooperativa
2021 war das letzte Jahr, in dem die World-Press-Photo-Stiftung dem Digital Storytelling einen eigenen Wettbewerb widmet. Ab dem kommenden Jahrgang, der im April 2022 in Amsterdam gekürt wird, ist eine Neukonzeptionierung des gesamten World-Press-Photo-Wettbewerbs geplant. Dieser wird künftig die prämierten Produktionen aus dem Digital Storytelling mit einschließen.