Ein Abend zwischen Tränen und Theater

„Improslam: WPP Edition“ war ein voller Erfolg

Ein ungewöhnliches Format, das sich nun bewährt hat: Am gestrigen Abend fiel der Startschuss für das Oldenburger Improtheaterfestival SpontanOL mit der Auftaktveranstaltung „It’s not the medium, it’s the slam: WPP Edition“. Für die World-Press-Photo-Ausstellung bedeutete das eine erstmalige Kooperation mit dem SpontanOL und Sparte 7 des Staatstheaters. Der Abend versprach, einmalig zu werden – und er hat sein Versprechen gehalten.

150 Menschen haben sich im Hörsaal G der Universität Oldenburg versammelt, der durch bunte Beleuchtung und die Bühne kaum mehr Uni-Gefühl, sondern viel mehr Theater-Stimmung versprüht. Einzig und allein die Tafel ganz vorn zeugt noch vom ursprünglichen Zweck des Raums. Für den Improslam dient sie als Teilnehmer:innen- und Punkteboard. 

13 Künstler:innen aus verschiedenen Sparten wie Improvisationstheater, Musik und Journalismus treten an. Benjamin Kluge-Börchers begleitet sie am Klavier oder auf der Gitarre. Die Herausforderung ist klar: Allein oder zu zweit zu den zehn ausgewählten Fotos der aktuellen Ausstellung eine spontane Performance zu kreieren, die die Essenz des Bildes einfängt und das Pubikum mitreißt.

Improvisation in vielen Formen

Und das ist gelungen. Henning Bigalski führte einen mitreißenden klavierbegleiteten Monolog zu einem Foto von M’hammed Kilito, der einigen Zuschauer:innen Tränen in die Augen trieb. Ähnlich emotional gestaltete sich auch die musikalische Performance von Arne Gaerlitz und Leo Rott zu einem anderen Foto aus derselben Reihe. Die Teams um Anna Schorer und Mona Tawussi sowie Malte Stomberg und Tim Lüdeke stellten ihr Talent im Improtheater unter Beweis. Die beiden Männer brachten vor dem Hintergrund von Jonas Kakós „The Dying River“ das Publikum mit einer Geschichte über Bienen und Blumen auf dem Mars zum Lachen. Schorer und Tawussi hingegen stiegen wörtlich auf die Tische und kletterten durch die Zuschauerreihen ganz nach oben, um ihren „Weg zur Erleuchtung“, inspiriert von Chad Ajamians Foto, zu demonstrieren. 

Diese Performances brachten die Vier schließlich auch ins Finale, wo Stomberg und Lüdeke schließlich den ersten Preis in Form des goldenen Kängurus gewannen. Anna Schorer und Mona Tawussi erhielten das silberne Känguru und einen Ausstellungskatalog. Das beliebte bronzefarbene Quokka ging an Tobias Verse.

Anna Schorer und Mona Tawussi mit ihrem Gewinn: das silberfarbene Känguru und ein Katalog des aktuellen World-Press-Photo-Jahrgangs!

Kunstformen, die verbinden

„Die World Press Photos sind großartig. Zu jedem, das gezeigt wurde, ist mir eine Geschichte eingefallen“, sagt Slammer Tim Lüdeke. Jürgen Boese, künstlerischer Leiter des SpontanOL, ist glücklich über den gelungenen Auftakt des Festivals. „Das Publikum war super und der Cast so groß und abwechslungsreich wie noch nie“, resümiert er. Am Ende des Tages hat der Improslam gezeigt, dass die Improvisationskunst – genau wie die Fotografie – in all ihren Formen die Macht hat, kreative Grenzen zu überschreiten, Menschen zu bewegen und zu verbinden.