Jasper Doest hat so richtig abgeräumt. Seine herzzerreißende Geschichte vom Flamingo Bob heimste bei jedem Wettbewerb, an dem der Fotograf teilnahm, Preise ein. Natürlich auch beim World Press Photo Award – und hier gleich doppelt. Sowohl beim Contest um das beste Naturfoto, als auch bei der besten Naturstory belegte er den zweiten Platz.
Der aus den Niederlanden stammende Doest gibt sich trotz der weltweiten Beachtung, die ihm zuteil wird, bescheiden. Er fotografiere nicht, um sich zu profilieren. Es gehe ihm vielmehr „um Aufmerksamkeit für Themen, für die ich eine größere öffentliche Wahrnehmung erreichen möchte“. Die des abgestürzten Flamingos gehört dazu.
Vor die Füße gefallen
Doest hatte seine Cousine Odette auf der niederländischen Karibikinsel Curacao besucht. Sie brauchte neue Bilder für ihr Wartezimmer. Schön, wenn man einen preisgekrönten Fotografen in der Familie weiß. Er habe sie überzeugt, „Tiere vor Ort zu zeigen, um ihre Kunden mit der Schönheit der Insel zu überraschen“, sagt der 43-Jährige. Plötzlich schepperte es am Hotelfenster, ein Flamingo war dagegen geflogen. „Die Geschichte fiel mir buchstäblich vor die Füße.“ Odette, die eine Station für beeinträchtigte Tiere betreibt, nahm ihn auf. Doch weil die Verletzungen nicht vollends ausheilen wollten, wurde der flugunfähige Vogel nicht wieder ausgewildert. Man gab ihm den Namen Bob und nahm ihn in die Familie auf und machte ihn zum Botschafter des Tierschutzverbandes der Insel, des Fundashon Dier en Onderwijs Cariben (FDOC).
Einsatz für Klimaschutz
Er versuche, erklärt Jasper Doest, „Menschen in eine Welt mitzunehmen, die sie nicht kennen, um sie in Erstaunen zu versetzen und zum Nachdenken zu bringen“. Das gelingt ihm mit der Geschichte über Bob ebenso vortrefflich wie mit seiner Dokumentation über japanische Makaken, für die er bereits 2018 mit einem World Press Photo Award sowie als Wildlife Photographer of the Year ausgezeichnet worden war. Doest ist ein Fotograf, der Hoffnung macht. „Wohin ich auch reise, immer treffe ich auf Leute, die sich um die Natur bemühen“, sagt er. So wie er selbst. Er setzt sich aktiv für Klimaschutz und Nachhaltigkeit ein und hat schon schon auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Bonn und bei der Royal Geographical Society in London Reden gehalten.
Den geplanten Besuch der Ausstellung in Oldenburg musste er leider absagen, weil er an einer mehrwöchigen Expedition in die Antarktis teilnimmt.
Nebensächliches im Fokus
Wer sich intensiver mit Doests fotografischen Werken beschäftigt, wird feststellen, dass er fast nie das Naheliegende und Offensichtliche ablichtet. Im Gegenteil: Er konzentriert sich auf vermeintliche Nebensächlichkeiten. Und gerade das macht seine Aufnahmen so besonders. So zeigt er Störche, die auf spanischen Mülldeponien überwintern. Für jemanden, der gemeinhin als Naturfotograf gilt, eher ungewöhnliche Motive. Aber der Niederländer mag die Bezeichnung eh nicht. Er versteht sich als Aktivist und Botschafter für all diejenigen, die keine Stimme haben und doch dringend gehört werden müssen, die viel zu oft missverstanden und übersehen werden – Tiere, Pflanzen und die natürliche Welt.