Ganz oder gar nicht!

Darum wird die Ausstellung nur vollständig gezeigt

Dass der Anspruch der World Press Photo Foundation an die Authentizität der Bilder, die für den Contest eingereicht werden, hoch ist, dürfte bekannt sein. Sie stehen als Symbol für Pressefreiheit und ihre Aufgabe, dem Betrachter eine Situation mittels eines Mediums zu erschließen, das der Realität so nah wie möglich kommt.

Dass die Foundation ebenso konsequent an ihrem Ethikkodex festhält, wenn es um Aktivitäten rund um den Wettbewerb geht, etwa die Ausstellungen, dürfte weniger bekannt, aber nicht weniger nachvollziehbar sein.

Alles oder nichts: Was in den roten Kisten ankommt, gehört an die Ausstellungswände – vollständig oder gar nicht. Foto: Julia Makowski

“The entire exhibition must be shown”

Nicht nur die Wettbewerbsteilnehmer unterliegen also strengen Regularien bei ihrer Einreichung. Auch die jeweiligen Organisatoren der Ausstellung an einem der derzeit 100 Orte müssen sich an die vertraglich festgehaltenen Klauseln halten. So haben wir bei Mediavanti mit unserer Unterschrift folgende Voraussetzung anerkannt:

„WPPh strives to encourage high professional standards in photojournalism and to promote the free flow of information, therefore the entire exhibition must be shown […].

Wenn die Ausstellung und der damit zusammenhängende Vertrag von offizieller Seite genehmigt werden müssen, liegt es in der Verantwortung des Organisators, sich um die entsprechende Erlaubnis zu kümmern.

Vernissage "World Press Photo 2017"

Im Zweifel wird die Ausstellung wieder eingepackt.

Hält man die Klausel nicht ein, folgen knallharte Konsequenzen. So geschehen etwa in Russland: Als sich die Organisatoren weigerten, ein bestimmtes Bild zu zeigen, ließ der Repräsentant der Foundation die Ausstellung kurzentschlossen wieder einpacken.

Warum? Die Gründe liegen nahe: Zum einen würde genau das untergraben, worum es der Foundation vorrangig geht, die Pressefreiheit.

Die Fotos zeigen das aktuelle Weltgeschehen – einen Teil auszusparen hieße, ihn dem Publikum vorzuenthalten, ihm also die Möglichkeit zu entziehen, auf ein Thema aufmerksam zu werden, sich damit auseinanderzusetzen und selbst eine unabhängige Meinung zu bilden.

Zum anderen entstammen viele Bilder einer Reihe, die im Zweifelsfalle nicht mehr das „erzählen“ können, was der Fotograf intendiert hat. Der Kontext wäre somit gefährdet.Nicht umsonst wird jede Ausstellung von einem Repräsentanten der Foundation begleitet und sorgfältig kuratiert.

Ganz oder gar nicht bedeutet also: im Zweifel für die Pressefreiheit, ohne Ausnahmen!