Sport bei den World Press Photos – das ist ein Kapitel für sich. Selten bis nie gewinnen hier Fotografen mit Bildern, die ein 1:0 oder einen simplen Zieldurchlauf zeigen. Gefragt sind eher Momentaufnahmen vom Sport in Grenzbereichen, von vergessenen Sportarten oder von Menschen, die große Leistungen erbringen, ohne dass die Weltpresse davon Notiz nimmt. Für sein Bild “Boxing in Katanga” hat John T. Pedersen den ersten Preis im Wettbewerb errungen. Hier erklärt er die Geschichte des Fotos.
Katanga ist mit rund 20.000 Menschen einer der größten Slums in Kampala, der Hauptstadt Ugandas. Hier traf ich Moreen Ajambo. Sie hat sieben Kinder, ihre eigene Mutter und ihr Stiefvater sind beide an den Folgen von Aids gestorben. Moreen arbeitet an einem Schulprojekt und boxt im Rhino Boxclub. Die 30-Jährige gehört zur Nationalmannschaft des Landes. Eigentlich war ich wegen eines ganz anderen Auftrags in Kampala. Aber ein Boxclub im Slum, da wurde ich neugierig. Zumal: Boxen interessiert mich schon länger. Cecilia Brækhus, eine norwegische Profiboxerin, habe ich bei mehreren ihrer Titelkämpfe fotografieren können. Sie kannte auch den Club in Katanga.
Unterstützung nur für die Besten
Boxen ist in Uganda ein sehr angesehener Sport – allerdings nur, wenn er von Männern betrieben wird. Das Erziehungsministerium unterstützt nur die Boxerinnen, die für das Nationalteam ausgewählt wurden. Die lokalen Vereine erhalten keine staatliche Förderung, nur selten gibt es Möglichkeiten, an internationalen Wettkämpfen teilzunehmen. Und doch trainieren gerade im Rhino Boxclub besonders viele Frauen, das hatte ich durch einen Artikel auf der Website einer lokalen Tageszeitung herausgefunden. Boxen ist für viele ein Weg der Hoffnung und eine Chance auf ein besseres Leben außerhalb des Slums.
Moreen hat sich durchs Leben gekämpft, das kann man wirklich sagen. “Rocky Balboa” wurde ihr Lieblingsfilm, Sylvester Stallone ihr Held. Es sind schon sehr harte Bedingungen, unter denen man dort aufwächst, lebt und trainiert. Das ist mit nichts in Europa zu vergleichen. Ich habe versucht, ihren Kampf um die Zukunft einzufangen. Der Rhino Club mit seiner sehr speziellen, sehr düsteren Atmosphäre ist dafür der perfekte Ort. Fasziniert hat mich das Tageslicht, das durch die Wände fällt, sowie das schlichte und raue Ambiente. Beides gibt der Halle ein ganz besonderes Flair.
Respekt und Bescheidenheit
Ich bin immer noch sehr froh, dass mich Moreen in ihr Leben gelassen und mir ihre Geschichte erzählt hat. Dass ich beim Wettbewerb der World Press Photo Foundation ausgezeichnet wurde, habe ich ausschließlich ihr zu verdanken. Es geht nämlich gar nicht um uns Fotografen. Es geht um die Menschen da draußen. Um solche wie Moreen, die wir auf unserem Weg treffen, die jede Minute um ihr Leben kämpfen müssen und denen wir zuhören sollten. Als Fotograf ist es wichtig, Respekt und Bescheidenheit zu zeigen. Jederzeit.
Das Bild ist schon im Frühjahr 2018 entstanden. Inzwischen habe ich weitere Projekte auf dem afrikanischen Kontinent in Planung. Unter anderem werde ich zurück nach Katanga gehen. Moreen Ajambo hat noch viel zu erzählen.