Jonas Kakó

Wie Astronauten in der Wüste

2023 gewann Jonas Kakó den World-Press-Photo-Award in der Kategorie „Einzelfoto – Nord- und Mittelamerika“. Ein Porträt.

2023 ist ein Jahr, das Jonas Kakó in guter Erinnerung behalten wird. Mit dem World-Press-Photo-Award in der Kategorie „Einzelfoto – Nord- und Mittelamerika“ gewann er einen Preis des weltweit bedeutendsten Wettbewerbs für Pressefotografie. Seitdem hat sich viel getan im Leben des Fotojournalismus-Studenten aus Hannover.

Als Jonas Kakó im März letzten Jahres bei einer der vier Sonntagsmatineen im Rahmenprogramm der World-Press-Photo-Ausstellung in Oldenburg sein Projekt „Colorado – der sterbende Fluss“ präsentierte, wusste er bereits über seinen Preis Bescheid – durfte aber noch nichts verraten. 

Es war nicht das erste Mal, dass er sich beim World-Press-Photo-Wettbewerb bewarb. Große Chancen habe er sich nicht ausgerechnet, erzählt der 31-Jährige. Umso größer war die Überraschung.

Sein Siegerfoto stammt aus seiner Reportage über den Colorado River in den USA, der aufgrund des Klimawandels immer weiter austrocknet. Kakó dokumentierte mit seinen Fotos die Auswirkungen für die Menschen, deren Lebensgrundlage von dem Fluss abhängig und somit nun bedroht ist. Es ist seine bislang größte und zeitaufwendigste Fotoreportage.

Die Idee für das Projekt hatte der gebürtige Kappelner schon 2018. Los ging es aber erst 2021, als er mit einem Freund an einem Film in Mexico mitwirkte, der von den Auswirkungen des Avocado-Anbaus auf die Natur und Bevölkerung vor Ort handelte. Hintergrund war die Übernahme des Avocado-Handels durch das dortige Drogenkartell. Bauern müssen seitdem Schutzgeld zahlen oder werden entführt, ermordet oder enteignet, wenn sie nicht zahlen können. Da sich die Situation vor Ort zuspitzte und zu heikel wurde, entschieden die beiden, mit dem Film vorerst zu pausieren.

Klimawandel als roter Faden

„Ich bin dann recht spontan in die USA gereist, da ich noch immer das Colorado-Projekt im Hinterkopf hatte“, erinnert sich Kakó. Neun Tage verbrachte er schließlich dort, fuhr den Fluss von Las Vegas bis nach Mexiko rauf und runter und machte die ersten Fotos. Mit dem gesammelten Material pitchte und überzeugte er anschließend beim „Stern“, in dessen Auftrag er eine zweite Reise in die USA antrat, um die Dokumentation fortzuführen. Ein Auftrag der Neuen Züricher Zeitung (NZZ) brachte ihn erneut dorthin.

Jonas Kakó

Umweltkrisen und besonders die Folgen des Klimawandels bilden meist den roten Faden in den Fotoprojekten des Wahl-Hannoveraners. „Es ist das drängendste Thema unserer Zeit, weshalb ich mit meiner Arbeit dazu beitragen möchte, dass mehr Aufmerksamkeit darauf gerichtet wird.“ Besonders liege ihm am Herzen, die Auswirkungen des Klimawandels auf marginalisierte Gruppen aufzuzeigen. „Persönliche Geschichten geben den Zahlen Gesichter“, so der Fotojournalist.

Seine erste größere Reportage erarbeitete er nach seinem Schulabschluss. Damals reiste er für drei Monate nach Indien, um über die landesweit größte Müllkippe in Neu-Delhi und das Unglück von Bhopal zu berichten – ein Chemieunfall in den 1980er-Jahren, der noch immer Auswirkungen auf die dortige Bevölkerung hat. Mit dieser Reportage bewarb er sich schließlich an der Hochschule Hannover für den Studiengang Fotojournalismus und Dokumentarfotografie und wurde angenommen.

Der große Durchbruch

Das Foto, das später die Jury des World-Press-Photo-Wettbewerbs überzeugen sollte, entstand spontan, als Kakó durch die Wüste von Arizona fuhr und ihm drei Männer in weißen Schutzanzügen auffielen. „Es war so eine skurrile Situation, diesen drei Imkern, die wie Astronauten aussahen, in der Wüste zu begegnen. Ich wollte diese Skurrilität unterstreichen, indem ich das Dreier-Porträt inszeniert habe“, erläutert der Fotograf seine Herangehensweise. Tatsächlich sei das Bild von der Machart recht untypisch für ihn, da er die drei Männer nicht in einem unbeobachteten Moment fotografierte, sondern bewusst nebeneinander aufstellte.

Jonas Kakó

Aufgrund der zurückgehenden Wassermenge des Colorado-River, versorgen Alfredo, Ubaldo und José regelmäßig ihre Bienenstöcke mit Wasser, das sie in Wannen füllen.

Nach der Bekanntgabe seines Erfolgs beim Wettbewerb stiegen das Interesse und die Aufmerksamkeit für das Projekt „Colorado – der sterbende Fluss“ immens an. Jonas Kakó wurde Mitglied von Panos Pictures, einer renommierten Reportage-Agentur aus England, für die unter anderem auch Mads Nissen tätig ist.

Darüber hinaus haben sich neue Kontakte zu Bildredakteur:innen entwickelt, über die bereits Aufträge bei ihm eingingen. „Das alles wäre wahrscheinlich nicht passiert, wenn ich nicht so viel Aufmerksamkeit erhalten hätte“, ist sich der Preisträger sicher.

Für sein aktuelles und inzwischen abgeschlossenes Projekt reiste er im Frühjahr 2023 nach Albanien, um die Auswirkungen der Ölförderung auf die Natur und Menschen in direkter Umgebung zu dokumentieren. Für Jonas Kakó ein wichtiges Projekt, da er erstmals mit einem sogenannten Fixer zusammenarbeitete, den Panos Pictures ihm vermittelte. So konnte er Sprachbarrieren umgehen und schneller tiefer in das Projekt einsteigen. 

Jonas Kakó

Nebenbei läuft die Recherche für das nächste große Fotoprojekt. Hierbei möchte er sich nicht beeinflussen lassen, welche Themen bei der breiten Masse gut ankommen. „Mir ist wichtig, dass es ein Projekt ist, das mich persönlich interessiert, statt danach zu gehen, ob es einen Preis gewinnen könnte.“

Jonas Kakó wird am 20. Februar 2024 um 19 Uhr sein Fotoprojekt „Colorado – der sterbende Fluss“ im Saal des Oldenburger Schlosses vorstellen. Eintrittskarten können online über Eventbrite erworben werden.