Fotograf Florian Müller stellte im Rahmenprogramm der World-Press-Photo-Ausstellung seine Serie “Hashtags Unplugged” vor. Darin porträtiert er Instagramer im “wahren” Leben. Sein Vortrag stieß auf großes Interesse beim Publikum im Lambertussaal der Lambertikirche. Hier schreibt er, wie ihm der Abend selbst gefallen hat.
„Wie ich es denn erlebe, wenn ich meine Fotoarbeiten direkt vor Publikum präsentiere, wurde ich gefragt. Meine Antwort: Das ist die unmittelbarste Konfrontation mit denen, die sonst nur meine Bilder sehen. Für mich ist diese Situation ist durchaus ungewohnt, aber auch immer wieder spannend. Als Fotograf lasse ich da schon meine Hosen ein Stück runter, denn ich weiß nie, was mich erwartet. Wer sitzt vor mir? Was wissen die Leute, was erwarten sie? Und gelingt es mir, ihnen einen Zugang zu meinen Bildern zu verschaffen? Ich habe ja in der Regel eine andere Wirklichkeit vor Augen als die Betrachter, anderes Wissen und andere Erfahrungen mit meinen Themen. Kriegen wir die zusammen?
Mir ist es immer wichtig, nicht nur die Fotos zu zeigen – auch wenn ich weiß, dass viele Besucher genau darauf warten. Aber ich möchte, dass sie meine Arbeitsweise kennenlernen, vielleicht sogar meine Ideen und mein Denken verstehen. Sonst würde ich sie einfach nur mit ein paar weiteren Fotos berieseln. Das reicht mir aber nicht. Ich will eine gewisse Tiefgründigkeit erreichen, gerade wenn es um langfristige Arbeiten geht. Deshalb hoffe und erwarte ich ein Stück weit, dass sich das Publikum darauf einlassen kann. Das hilft auch dabei, Missverständnisse zu vermeiden. Wir wissen ja alle, dass Fotografien nie eindeutig sind, es gibt immer Spielraum für Interpretationen und Möglichkeiten, falsch verstanden zu werden.
Ich finde es übrigens großartig, wenn sich Leute anstatt zuhause fernzusehen zwei Stunden ihrer Zeit nehmen, um sich so intensiv mit meiner Arbeit zu beschäftigen. Und auch nachfragen, wirklich in eine Diskussion über das Gezeigte eintreten. Das ist nicht selbstverständlich und zeugt von großem Interesse. Ich bereite mich deshalb möglichst gut auf einen solchen Abend vor. Das gibt mir auch die Sicherheit, die ich unbedingt brauche. Das ist auch einer der Gründe, warum ich meine Bilder vorab den Menschen zeige, die darauf abgebildet sind.“
Autor: Florian Müller